Review< Zurück 17.03.2010

Der Kameramörder

Von Nick Gruber

Der Eröffnungsfilm der Diagonale 2010 setzt auf Psycho-Spannung und eine gesunde Portion Geduld!

Als Heinrich (Andreas Lust) und Eva (Ursina Lardi) zu Ostern ihren alten Freund Thomas (Merab Ninidze) in seiner Villa auf der ungarischen Seite des Neusiedlersees besuchen, taucht im Internet ein Snuff-Video auf. Darauf zu sehen: ein Sadist der drei junge Buben im Schilfmeer vor sich hertreibt. Und ein ehemaliger Wachturm, der nicht weit vom Anwesen entfernt ist. Das kann kein Zufall sein.

Es ist schon ein herrlich fades Leben, das Romanautor Robert Glavinic und Regisseur Robert Adran Pejo den Charakteren zuschreiben. Von dort rührt auch der Realismus. In Ermangelung alternativer Freizeitaktivitäten wird eben hauptsächlich Schaps getrunken, am Dach Tischtennis gespielt und im Neusiedlersee gefischt, obwohl Kühl- und Gefrierschrank ohnehin randvoll sind. Wo bleibt da das Abenteuer? Das muss man sich offenbar selbst machen und dann alle im Internet davon wissen lassen. Soviel ist schnell klar. Die restlichen Hinweise lassen sich jedoch ordentlich Zeit.

Yuppie-Beziehungsdrama mit Psycho-Einlagen

In gekonnter Psychomanier wird das Verdachtsmoment immer wieder zwischen den beiden Männern hin und hergeschoben. Dazwischen kommt mit dem Nachbarn auch noch der dritte Verdächtige dazu. Das Rätselraten macht anfangs auch einen Heidenspaß.

Ganz funktionell wird dann auch der Spannungsbogen bis an seine materielle Belastbarkeitsgrenze gequetscht und schließlich am Schluss losgelassen. Funktioniert am Papier sicher prächtig, aber leider wird die Prozedur in Realität mit zunehmender Länge des Films auch immer anstrengender. Vielleicht konnte man auch deshalb schnell bemerken, dass eben dieser Aufmerksamkeitsbogen bei vielen im Eröffungspublikum schon im zweiten Drittel an einer Sollbruchstelle geknickt wurde.

Fazit: Der Film ist realistisch, unaufwändig aber effektvoll. Erwähnenswert ist auch der stimmungsvolle Soundtrack, für den Peter von Siebenthal verantwortlich zeichnet.  Einziges Manko: 10 Minuten weniger Charakteretablierung hätte weniger Leute im Sessel einknicken lassen. Aber es hat ja auch nicht jeder das Aufmerksamkeitsvermögen eines Frettchens.

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2010
  • Länge: 95 min
  • Regie: Robert A. Pejo
  • Drehbuch: Robert A. Pejo, Agnes Pluch, Günter Pscheider nach dem Roman von Robert Glavinic
  • Darsteller: Dorka Gryllus, Ursina Lardi, Andreas Lust, Merab Ninidze
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!